Es ist der 9. November des Jahres 2024. Doch zunächst, wenn ich an dieses Datum denke, es lese oder davon höre, sehe ich Synagogen brennen und höre Fensterscheiben bersten. Es sind so eindrückliche Bilder wie aus einem Film - auch nur daher kann ich sie im Kopf haben - und doch bleibt das Gefühl, ich habe es miterlebt und spüre den Schmerz dieser Erlebnisse wie Nadelstiche und Ziehen im Bauch. Ganz real.
Ich erinnere mich an die Schilderung meiner geliebten Schwiegermutter - Gott hab sie selig - Jahrgang 1923, die als junge Blumenbinderin von der Ecke Flandrische Strasse/Aachener Strasse in Köln stand und die Synagoge in der Roonstrasse brennen sah. Diese Schilderung hat sie oft wiederholt und ihren Blick und ihre Stimmlage dabei werde ich immer in Erinnerung behalten. Und heute? Heute, an DIESEM 9. November bin ich mit meiner Kölner Freundin und Berufverwandten Christina einfach nach Tunesien geflogen - in unsere „Meerschreibzeit“.
Seit Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, einen Roman zu schreiben. Ob mir das je gelingen wird? Auf meinem Tisch in dem wunderschönen Schreibraum steht eine „Kreativkarte“: „Wenn du daran glaubst, dass du es schaffen kannst, hast du es schon fast geschafft“. Also. Wer sagt’s denn.
Es kommt mir der wunderbare Satz meiner Yogalehrerin in den Sinn: Danken statt denken. So. Und auch der steht jetzt in meinem Gesichtsfeld. Besser kann man die Formel zur Beruhigung des Geistes und das Besiegen der inneren Unruhe meiner Seele kaum formulieren.
Aber bis es soweit war, dass ich hier sitze, haben wir einiges erlebt. Ein Luftloch mit ordentlich Geruckelt im Flieger, viel Wartezeit, bis der Transfer vom Flughafen losging, ein Fahrer, der die schweren Koffer durch Fenster des Kleinbusses wuchtete mangels Ladefläche, der unfreundlich und überhaupt nicht hilfsbereit war und zu allem Überfluss die Kleinfamilie im Bus „vergessen“ hatte und an ihrer Unterkunft vorbei gerauscht war. Es war inzwischen nach Mitternacht und die kleine Tochter schlief erschöpft in Papas Armen.
Wie ausgestorben waren die Straßen, nur manchmal saßen ein paar diskutierende Männer im Neonlicht einer Lokalität. Bei Ankunft glänzte der Mann an der Rezeption gleichermassen durch ein strahlendes Gesicht und Verwirrtheit. Der schnuckelige Kofferträger mit bezauberndem schwarzen Haar dünstete allerdings einen langen Arbeitstag aus. Am Morgen scheint die Sonne im Paradies. Strand und Pool sehen verführerisch aus. Der Kaffee lässt noch Luft nach oben, aber das Obst, das Brot und das Rührei sind sehr lecker.
Um neun Uhr empfangen uns Caro und Antje in der Halle und zeigen uns alles. Eine wunderschöne Anlage und der Schreibraum ist hell und luftig. In einem ersten Austausch sitzen wir Mädels an der Strandbar, später am Strand. Eine erste Schwimmeinheit durchblutet meine schweren Beine, die Sonne wärmt und brennt ein bißchen. Unwirklich. Bin ich hier? Zeit für mich? Für mein Schreiben? Für MEINE Geschichte vom „Wolfstheater“ oder „Der Wölfin“?
Was genau will ich erzählen? In einem ersten Coachinggespräch spreche ich gleich mit Caro und Antje darüber. Bin gespannt!
Nach dem Gespräch bin ich heute - einen Tag später - einen großen Schritt weiter! Ich verlege meine Geschichte in die 20 er Jahre, um die Romanfiguren zu abstrahieren von zufälligen oder (nicht) gewollten Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen der Jetztzeit.
Geburtstag der Hauptfigur Friederike wird der 8.7.1907, sie ist also 1927 20 Jahre jung und steht am Anfang ihrer beruflichen Karriere in Köln.
Es wird eine wunderbare Reise in das Herz von Köln - und eines wird mir immer klarer: Die Liebe gewinnt - so wie im Lied der „Brings“ - das ist ein einfaches und gleichzeitig schweres Lebensmotto. Aber für mich, das einzige, was Sinn macht.
Ich freue mich auf die kommenden Tage mit viel Sonne, Meer und der Annäherung an meine Romanfiguren.
Toll. Ich bin zutiefst dankbar.
Und dann ist ja auch noch heute der 11. im Elften… :-) Das darf ja auch nicht zu kurz kommen.
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